23/11 betahaus liest.
Christopher Doering liest einen der amüsantesten Texte zum Thema Architektur und Gestaltung – „Ornament und Verbrechen“ von Adolf Loos. Der österreichischer Architekt, Architekturtheoretiker und Lebensreformer gilt als einer der Pioniere der Moderne. 1908 schreibt Loos: „Ich habe folgende erkenntnis gefunden und der welt geschenkt: Evolution der kultur ist gleichbedeutend mit dem entfernen des ornamentes aus dem gebrauchsgegenstande. Ich glaubte damit neue freude in die welt zu bringen, sie hat es mir nicht gedankt. Man war traurig und ließ die köpfe hängen.“
Christoph Fahle liest aus „Mein Name sei Gantenbein“ von Max Frisch. Von seiner Frau verlassen sitzt der Erzähler in einer leeren Wohnung mit abgedeckten Möbeln. Er sagt, er habe eine Erfahrung gemacht und suche nun die Geschichte dazu. „Sein Name sei Gantenbein. Ich probiere Geschichten an, wie Kleider.“
Fabiane Wolters liest aus „Die schonende Abwehr verliebter Frauen oder Die Kunst der Verstellung“ von Adam Soboczynski. Die Geschichtensammlung erzählt von Männern und Frauen, die das schwierige Spiel des Lebens mal blendend, mal mäßig beherrschen: „Das Viertel ist so beschaffen, dass die Eltern es ein ganz kleines Bißchen für verlottert halten, was den Kindern ein süßes Auflehnungsgefühl noch im fortgeschrittenen Alter sichert.“
Ingeborg Schnabel, Besucherin des Internationalen Designfestivals, interpretiert VolksLesen auf eigene Weise. Für sie ist VolksLesen eine Form der Volksherrschaft, bei der jeder Mensch fünf Minuten Schallwellen erzeugen kann. „So viel können Menschen sagen, ohne was zu sagen. … Kommen Sie nach Berlin in die Mitte, da sind Sie im Zentrum von Was-auch-immer! – Mitteschön! – Bitteschön!“
Der Mensch verbringt große Teile seines Lebens entweder auf Arbeit oder zu Hause. Diese Trennung ist sinnvoll. Das Wort „Arbeit“ stammt aus dem Althochdeutschen – „Arapeit“ bedeutete Mühe, Beschwernis oder Leiden. Zu Hause erholt man sich davon.
In der modernen Arbeitswelt verschwindet diese Trennung. Ein Internet-Anschluss macht Arbeiten an fast jedem Ort und zu jeder Zeit möglich. Für die, die trotzdem nicht zu Hause arbeiten wollen, gibt es das betahaus. Es gibt WLAN, fixe und flexible Arbeitsplätze, Meetingräume, ein Telefonzimmer und das betahaus-café. Seit 2009 arbeiten hier rund 120 Freiberufler aus der Kreativszene: Grafiker, Programmierer, Fotografen, Architekten, Designer, Startups, eine Konzertagentur, Buchhalter, Akademiker, Rechtsanwälte, NGO’s, Übersetzer, Videokünstler, Journalisten und Blogger. Teil des betahauses ist die Open Design City – eine offene Kreativwerkstatt mit Arbeitsflächen, Lagerraum, Werkzeugen und Maschinen.
Anlässlich des Internationalen Designfestivals DMY präsentiert der Berliner Architekt Le Van Bo in der Open Design City die Hartz-IV-Wohnung. Ausgehend von einer Einraum-Standardwohnung (WBS 70) hat Le Van Bo Selbstbaumöbel entworfen, die auf minimalem Wohnraum maximale Lebensqualität ermöglichen: essen, arbeiten, schlafen und knutschen. – Konstruieren statt konsumieren!
Diese Woche lesen die Macher des betahauses in der Hartz-IV-Wohnung von Le Van Bo.
Dieser Beitrag wurde vor am Sonntag, 5. Juni 2011 um 13:03 Uhr veröffentlicht und unter Allgemein, Startseitenbeitrag gespeichert.Sie können Kommentare zu diesem Eintrag über den RSS-2.0-Feed verfolgen. Kommentare sind momentan deaktiviert, aber Sie können einen Trackback von Ihrer Website hierher setzen.