08/08 Franz Josef Czernin liest: fanfaren, sonett

Franz Josef Czernin, Schriftsteller, 56, Wien und Rettenegg

fanfaren, sonett

da es mich schrillt, verpfeift, bin aufgeschreckt, -gespürt,
heraustrompetet selbst verschreiend durch mich drehe;
umbraust, durchzuckt weh im verdonnern bin gerührt,
verschleudernd alles sausen lasse, flöten gehe,

bis es, zusammentrommelnd, packt mich, schlägt, abschwirrt,
mitreissend mich verzupft, verduften lässt, dass stehe,
nein, längst verweht bin, stets auf andrem blatt, verirrt,
entgeisternd mir, vergeigt, verschollen, ja, die böe,

weit fegt, hinweg…in schwebe bleibe, luft so liegen,
wie kreis, sich selbst beschreibend, mich lässt an sich deuten,
dass fern anklingend hohe bögen mich aufwiegen:

am höchsten punkt es lässt uns all dies hören, läuten,
bis wind, sich legt, auch aus-, wird still. so frisch erschwiegen,
sich wort hält atem an uns, neu mich zu besaiten?

aus: ELEMENTE, SONETTE, Gedichte. Hanser-Verlag, Wien – München, 2002

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