08/08 Franz Josef Czernin liest: sonett, alchemisch

Franz Josef Czernin, Schriftsteller, 56, Wien und Rettenegg

sonett, alchemisch

da taub gestein, ja, schutt, zeug grob, blindlings der schund
sich durcheinander schmeisst, in einen topf, aufdrängend
zusammenschütteln schmutzig uns, aus solchem mund
anstösst und -schwärzt es, pulvert auf, alles vermengend.

maß voll, aufrüttelnd, -brausend wühlt dies auf von grund,
sich schürt, wie scharf drauf, heiss, durch sich selbst sich durchzwängend,
bis es uns hochkommt, -kocht, das maul verbrennt, der schlund,
dass all dies aufblitzt, auszuckt, selbst sich zündend, sprengend.

brand an sich stiftend, redend zungen flammen nähren,
beleckt auf dies geheiss, da selbst sich weiss die glut,
uns schmerzlich eingeschmolzen läutern sehn, hellhören,

wie hoher ton rein an sich gibt, erkaltend sud
sich selbst giesst sein gefäss: ob im einleuchten, klären,
in unsrem namen schweigsam gold auf sich beruht?

aus: ELEMENTE, SONETTE, Gedichte. Hanser-Verlag, Wien – München, 2002

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