08/08 Franz Josef Czernin liest: wasser, sonett

Franz Josef Czernin, Schriftsteller, 56, Wien und Rettenegg

wasser, sonett

das meer, es wird durchkreuzt im eignen namen laut,
da im glas wasser stürmt, als öffnung vor zu schweben,
wie all die schäume sich mit lippen selbst beleben,
dass wasser unsre farben spielt, zusammenbraut

sein bild als aug: aus blauem sich das durch uns staut,
blick bis zum rand zu füllen, da auf die see wir heben,
von grund auf schwall ausschöpfend, wir auch fliessend geben
dem meer, den wellen wort, das unsern lauf rein schaut:

gestrichen wird, auch an- wie aus-, das ganze segel
an jedem punkt, dass tränen, tropfen sich durchdringen,
aus einem guss, in einem boot auf uns zu bringen,

ja, lösend ruder, blatt mit dieser zunge: pegel
auf- es und angibt mit der quelle, die in dingen
und zwischen zügen, zeilen fasst: stillt dies die regel?

aus: ELEMENTE, SONETTE, Gedichte. Hanser-Verlag, Wien – München, 2002

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