35/10 Hartz-IV-Möbelbauer lesen.

Iris Hanika - Treffen sich zweiLe Van Bo, Architekt und Erfinder der Hartz-IV-Möbel, liest auf dem Küchenstuhl „Kreuzberg 36“ aus „Treffen sich zwei“ von Iris Hanika. Das ist ein Liebes- und Heimatroman aus Berlin-Kreuzberg. Man weiß nicht, wann, und man weiß nicht, wo, aber eines ist gewiss – irgendwann schlägt die Liebe zu: “Was da jetzt geschehen ist, das ist eine Fuge im Leben oder ein Riß durch die Zeit oder ein Bruch in der Welt, was auch immer.”
Ein Brief ihres Großvaters an ihre GroßmutterMirella Oestreicher, Bühnenbildnerin, liest auf dem Küchenstuhl „Kreuzberg 36“ aus einem Brief, den ihr Großvater am 20. Juni 1944 aus Dunkerque an ihre Großmutter geschrieben hat. Er schreibt vom Krieg, von der Sehnsucht und von der Liebe: „Vielleicht werde ich meinen Kopf auf deinen Schoß legen, und mich vor Allem geschützt und vor der ganzen Welt geborgen fühlen.“
Jonathan Swift - Gullivers ReisenStefka Ammon, Bildhauerin, liest auf dem „24-Euro-Sessel“ aus „Gullivers Reisen“ von Jonathan Swift. Die Satire auf die Lebensgewohnheiten und politischen Gepflogenheiten der damaligen Zeit ist ein Klassiker der englischen Literatur und eines der meistgelesenen Bücher der Welt. “Es steht also Zeitloses, es steht Menschliches in diesem Buch, das uns alle angeht, heut wie damals.” (Hermann Hesse)
Charles Spencer Chaplin - Der große DiktatorArash Serkani, Architekt und Künstler, liest auf dem „24-Euro-Sessel“ die Schlussansprache aus dem Film „Der große Diktator“ von Sir Charles Spencer Chaplin. Der kleine jüdische Friseur spricht anstelle des großen Diktators Adenoid Hynkel an die Welt: „Die Klugheit hat uns hochmütig werden lassen und unser Wissen kalt und hart. Wir sprechen zu viel und fühlen zu wenig. Aber zuerst kommt die Menschlichkeit und dann erst die Maschinen. Vor Klugheit und Wissen kommt Toleranz und und Güte. Ohne Menschlichkeit und Nächstenliebe ist unser Dasein nichts wert.“

In dieser Woche lesen Hartz-IV-Möbelbauer. Der Berliner Architekt Le Van Bo hat Möbel für Menschen entwickelt, die mehr Geschmack als Geld besitzen. Der 24-Euro-Sessel, der Küchenstuhl „Kreuzberg 36“ und das SiWo-Sofa sind zeitlos schöne, schlichte Stücke.

Das Besondere ist: Man bekommt die Möbel nur, wenn man sie selber baut. Der 24-Euro-Sessel heißt so, weil er nur 24 Euro an Material kostet und in 24 Stunden gebaut werden kann, und zwar von jedem Laien. Die Baupläne gibt’s gratis per Email. Le Van Bo möchte lediglich ein Foto des fertigen Stücks für seine Homepage.

Wenn man etwas selber macht und es gelingt, fühlt man sich gut. Dieses Gefühl ist wertvoll – für Hartzer genauso, wie für alle Anderen.

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