01/09 Blinde lesen.

Manfred Hausmann: Er will etwas begreifenRoswitha Röding liest „Er will etwas begreifen“ aus “Martin – Geschichten aus einer glücklichen Welt” von Manfred Hausmann. Das Buch, ein Bestseller der fünfziger Jahre, erzählt heitere Episoden aus der Kindheit seines jüngsten Sohnes Martin. Der gelesene Abschnitt handelt davon, dass man nur das, was man greifen kann, begreifen kann.
Marcus Pfister: Der RegenbogenfischSilja Korn liest „Der Regenbogenfisch“ von Marcus Pfister. Dieses Buch hat sie ausgewählt, weil ihr Sohn und die Kinder, in der Kindertagesstätte, in der sie arbeitet, es sehr gemocht haben. Das Buch passt in unsere Zeit, weil es um Einsamkeit, Schönheit und den Wert des Teilens geht.
Bernt Engelmann: Trotz Alledem. Deutsche Radikale 1777-1977.Peter Brass liest aus „Trotz Alledem. Deutsche Radikale 1777-1977.“ vonBernt Engelmann. Bernt Engelmann ist ein Historiker, Schriftsteller und Journalist, der die politische Szene Westdeutschlands kritisch betrachtet und begleitet hat. „Trotz Alledem“ enthält Betrachtungen zu staatskritischen Deutschen aus zwei Jahrhunderten. Der vorgelesene Abschnitt handelt von Gerhart Hauptmann.
Bertolt Brecht: Das Paket des lieben GottesUta Borchert liest „Das Paket des lieben Gottes“ von Bertolt Brecht. Weihnachtsabend 1908 in Chicago. In einer Spelunke treffen sich einige ziemlich abgebrannte Gestalten, die die ganze Gefühlsduselei um Weihnachten schlecht aushalten.

Diese Woche ist die Woche der Geburtstage.

Vor 200 Jahren wurde Louis Braille, der Erfinder des nach ihm benannten Punktschriftsystems für Blinde, geboren. Und es ist der erste Geburtstag von VolksLesen.tv.

Aus Anlass von Brailles Geburtstag startet der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband e.V. einen bundesweiten Lesemarathon. Durch die „Tour de Braille“ soll die Blindenschrift für eine breite Öffentlichkeit erlebbar gemacht werden. An 200 originellen Orten in ganz Deutschland finden Braille-Lesungen statt. Die Berliner Braille-Leser lesen auf VolksLesen.tv.

Louis Braille (* 4. Januar 1809 in Coupvray bei Paris, † 6. Januar 1852 in Paris) verlor im frühen Kindesalter durch einen Unfall sein Augenlicht. Da er sich nicht damit abfinden wollte, Literatur nur durch Vorlesen erleben zu können, machte er sich schon früh Gedanken über eine Schrift für Blinde.

Als 13-jähriger entdeckte er eine für militärische Zwecke erfundene “Nachtschrift”, die das Lesen in der Dunkelheit ermöglichen sollte. Sie beruhte auf einem komplizierten System aus Punkten und Silben. Braille vereinfachte diese Schrift, indem er die Silben durch Buchstaben ersetzte und die Anzahl der Punkte von zwölf auf sechs pro Zeichen reduzierte. 1825 hatte der erst 16-jährige Braille seine Blindenschrift fertiggestellt. Sechs Punkte, drei in der Höhe mal zwei Punkte in der Breite, bilden das Raster für Kombinationen mit denen die Buchstaben dargestellt werden.

1828 erfand Louis Braille, der selbst Orgel spielte, eine ebenfalls auf den sechs Punkten basierende Notenschrift. Sie setzte sich schnell durch und ist bis heute die einzig brauchbare Möglichkeit für Blinde, Noten zu lesen und zu schreiben.

Die Braille-Schrift hat gegenüber den vorher verwendeten Reliefschriften zwei große Vorteile. Sie ist schnell und einfach lesbar. Blinde können Lesegeschwindigkeiten erreichen, die fast der Sehender entspricht. Außerdem braucht sie relativ wenig Platz. Trotzdem umfasst allein der DUDEN in Punktschrift 18 Bände.

Übrigens können Sie sich auf der Seite des ABSV anzeigen lassen, wieIhr Name in Brailleschrift aussieht.

Und noch ein Wort in eigener Sache. Zum Geburtstag von VolksLesen.tv haben wir zwei gute Nachrichten:

1. Alle lesen! – Im ersten Jahr haben 187 Menschen aus vier Kontinenten in 8 Sprachen auf VolksLesen.tv vorgelesen. Die jüngste Leserin war 6 ½ Jahre alt, die älteste 98. Gelesen haben Menschen aus den verschiedensten Berufen, verschiedenster Herkunft und Religion. Die Lesungen der vergangenen 52 Wochen finden Sie in der Bibliothek.

2. Alle lesen gute Bücher! – Gelesen wurde Bekanntes und Unbekanntes, Neues und Altes, Klassiker und Selbstgeschriebenes, Lyrik und Prosa, Fach- und Sachbücher.

Die meistvorgelesenen Autoren sind Erich Kästner, Rainer Maria Rilke und Franz Josef Czernin. Aus ihren Werken wurde 4x vorgelesen. 3x wurden die Gebrüder Grimm, Lew Tolstoi und Robert Walser vorgelesen. 2x Thomas Bernhard, Michail Bulgakow, Johann Wolfgang Goethe, Franz Kafka, Astrid Lindgren, Thomas Mann, Haruki Murakami, Herbert Rosendorfer, Nils Werner und Carlos Ruiz Zafón.

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